Dienstag, 29. Januar 2008

Fraser Island

Man sagt all der Sand an der Küste von Australien landet irgendwann früher oder später auf Fraser Island. Fraser ist die weltgrößte Sandinsel. In der Sprache der Aborigines heißt sie K´gari, was soviel wie "Paradies" bedeutet. Mehr als 600 Pflanzen- und 300 Wirbeltierarten finden hier eine Lebensgrundlage. 1992 wurde Fraser Island von der UNESCO als Naturdenkmal in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sie liegt drei Stunden nördlich von Brisbane.

Als erfahrene Experten im fourwheeldriving wußten wir natürlich genau was zu tun ist um am besten dort hin zu kommen. Genau. Bei anderen Leuten mitfahren. So buchten wir sechs Wochen im Voraus ein einzigartiges Paket aus
- Übernachtung im Hostel bei der Anreise am Festland

- ein
detailliertes briefing über do's and dont's und where'is, best to see und Gezeitentabelle
- Gemeinsames Verpflegungsshoppen

- Geländefahrzeug für 10 Personen
- Campingausrüstung mit Zelten, Kocher und Feuerzeug
- Vollkasko
versicherung

das Sorglospaket für Individualisten also, die auf eigene Faust den Sand im Gesicht spüren wollen. So kann man denn entspannt mit leichtem Gepäck am Startpunkt der Tour am Festland anreisen, und locker in das verlängerte Wochenende gleiten.

...um dann leider bei der Anreise um 6pm erfahren zu müssen, dass die Buchung für uns vier Personen leider verschlampt wurde und alle Touren für die nächsten Tage schon ausgebucht sind.

Wir mussten in diesem entspannenden Moment zu Beginn unserer Tour lernen, dass man anscheinend in backpacker hostels auf keinen Fall sechs Wochen vorher buchen sollte, weil ein Fax bzw eine Buchung über die Wochen sehr leicht zwischen wechselndem work-and-travel Personal oder auch zwischen somanchen no-worries-Dübeln übersehen wird. Es wäre also zu empfehlen vier Tage vorher anzureisen um die Buchungslage genau einsehen zu können. Die Leute, die hier teilweise die Buchungen bearbeiten machen sich um Planung nicht viel mehr Sorgen als die dort ansässigen Haustiere:



Nach diesem unentspannenden Beginn der Reise haben unsere Forchheimer (oder Sydneyer, wie manns nimmt) Freunde Mattias und Anna und wir dann eben doch alles selbst gemacht. Ein Auto für nur uns vier gemietet und....während die Männer den damage report für den Wagen abzeichnen, waren die Damen shoppen für Hüte und Kleider....



damit auf der Fähre, auf der Reise wenigsten zwei von vier eine gute Figur machen.






Zufällig war an diesem Wochenende auch Richard (Ridschad gesprochen, gell) mit sechs seiner Leute auf dem Weg auf die Insel. Damit fing der Spass erst richtig an. Richard ist ein genialer, hyperaktiver Action-Chaot, der nur an drei von sieben Nächten pro Woche schläft und den ich auf der Toilette an der Uni kennengelert hatte. Das war der, der mal Hilfe brauchte an seinem Landcruiser die Kupplung zu wechseln, so dass er jetzt damit rumfahren kann.
Statt die brave Route des Plans vom Autovermieter zu nehmen, sind wir also mit ChaosCrew von Richard (Ridschad) zusammen los. Viper hat die Führung.
Er ist sehr entdeckungsfreudig und so hieß es teilweise: to boldly go where no one has gone before. Aber wir hatten ja Abschleppseil und Essen für drei Tage dabei. Also Richard hinterher.



Über endlose traumhafte Srände, die hier sozusagen die Autobahn sind (speed limit 80km/h), vorbei an alten Schiffswracks...




(nein, Richard, auf diesem Weg folgen wir dir nun wirklich nicht:



...lass uns am Strand weiter... )


... und die, wenn man so will, "Landstraßen" ging es dann zu den Frischwasserseen in der Mitte der Insel.



Hier ist das vom Sand gefilterte Wasser klarer als Apolinaris und man kann bis auf den Grund sehen. Nicht mal Fische gibts in dem Lake McKenzie, dafür ist das Wasser viel zu rein. In den Seen kann man schwimmen, was man im Meer hier nicht machen sollte, da es hier Haie, z.B. Hammerhaie gibt.


Milla ließ sich hier von den kreativen Mitreisenden als Meerjungfrau einbuddeln.



Nachts gibt es dort den krassesten Sternenhimmel den man sich vorstellen kann, die Milchstrasse des Südfirmaments mit abertausenden von hellen Punkten ist unglaublich. Man sieht den Mond im Meer aufgehen, während man zu elft nachts am Strand diskutiert, wo man denn nun die Nacht campt. Erschöpft und hungrig bauten wir nachts ein paar Zelte irgendwo in der camping zone in den Dünen auf, um nach einer Nacht des Meeresrauschens um 5 Uhr früh die Sonne überm Wasser aufgehn zu sehn. Da wird selbst der Achim zum Frühaufsteher, und wer ihn kennt, weiß was das heißt.



Um 6 Uhr war dann schon Abfahrt um auf dem Indian Head frühs ein paar Delfine zu sehen.
Nach einem Morgenspaziergang den Hügel hoch



sah man aber zunächst erst mal üppig andere posierliche Tierchen. Wie auf den nächsten drei Bildern nicht zu übersehen hängen diese achtbeinigen Gesellen frühs noch faul in den Seilen:



ab auf die Klippen, die ängstliche Milla nicht wiederzuerkennen allen voraus. Sie wollte unbedingt Delfine sehen, ... und ... sie war diejenige, die sie dann auch als erste entdeckte. Die Warnschilder waren ihr wurscht.



Da schaut ich noch zu lansam dafür, der brauch ich erst mal einen Kaffee.



Richard war ein bischen länger geschlafen, kam dann aber nach. Wie sollte man sich auf der Insel auch verlieren, es gibt ja nur eine grosse Strasse. Die heisst seventyfive-mile-beach. Wie man allerdings sieht, rückt ihm die high tide schon kräftig an die Seite. In Deutschland würde man sagen, ein Fahrstreifen gesperrt.



Also erst mal ein urgemütliches Frühstück in praller Sonne von dem Milla ohne es mir zu sagen eine kurze Videodokumentation aufnahm.



Weiter ging es in der Kolonne zu den Champain-Pools, einer von Klippen umgebenen "Badewanne" im offenen Meer. Während ich noch unsicher nach Schildern für die Haie suchte "Wir müssen leider draussen bleiben" war Milla mit den anderen schon längst im Champain baden.





Die Klippen aus spitzem Lavagestein laden zum draufsitzen ein. Besonders coole Typen einer anderen Reisegruppe setzten sich ganz vorne auf die Wellenbrecher und liessen sich von den Wellen überspülen. Circa 10min hielt sich der gute Junge auf den schafrkantigen Klippen. Ich konnte ein kurzes Video machen.



Das weitere Geschehen blieb undokumentiert. Eine Monsterwelle hat ihn dann doch von seinem Platz auf den Klippen gespült. Er rutschte das scharfkantige Lavagetein herunter und blutete aus tiefen Schürfwunden schwer. Sein Rücken war blutig zerkratzt und aus seinem Kinn schwappte Blut in Stössen. Von uns ist keiner auf die Cliffs vor, too much risk too less benefit.

Wir haben stattdessen die Fahrt an der beach fortgesetzt



und dann ein gemütliches Mittagspäuschen eingelegt. Und wenn man dann dabei wie Richard so gemütlich im Lehnstuhl hockt, gesellt sich dahinter schon mal die örtliche Fauna dazu. Der Dingo war gekommen.



Hungig auf der Suche nach Steaks oder kleinen Kindern, die hier immerwieder von Dingos angefallen werden. Für Leute mit Kleinkindern gibt es umzäunte Campingplätze hier.





Vor lauter Angst sind wir dann alle erst mal eine riesige steile Sanddüne hochgerannt. Da kam das Viech nicht hinterher. Allerdings wenn, dann hätte er wohl die Milla erwischt, die war ganz rechts die letzte...




egal, Hauptsache oben.... *freu





noch ein Poserfoto von allen bis auf den Photographen am Strand


und Millas Flugstunden:



dann gings mit den mittlerweile etwas angetrunkenen Kollegen weiter zum Campingplatz im Sumpf.




Hier erstmal gemütlich Zelt aufbauen und Futter machen.



und Richard sorgt für behagliche Stimmung zum Feiern und Trinken. Er installiert eine Gaslampe. Nicht dass es so klat wäre dass man langärmlige Klamotten bräuchte. Nein, aber wer in einem Sumpf campt muss mit Steckmücken rechnen.





Die einen haben Pudelmütze dabei, die anderen saufen sich so zu dass sie die Mücken nicht mehr spüren. Sie erwachen erst im Morgengrauen wieder.



Andere werden heillos zerstochen, sind aber dennoch bester Laune am nächsten Tag:



um nach gemütlichem brunch in der prallen Sonne (der Schatten, den das Auto um 12Uhrmittags spendet ist relativ klein...)



kann man gestärkt den Eli-Creek hochwaden:





Dann noch einen gehetzten Abstecher zu einem Waldsee mache, der rotes Baumharzfarbstoff enthält



um dann wieder zurück aufs Festland zu gelangen.



Bleibt aus diesen jenen Tagen, wenn die 437 Mückenstiche pro Bein längst verheilt sind, letztlich doch nur diese eine Erinnerung: